Test Opel Grandland Hybrid: Lohnt die Bescheidenheit?

Seite 2: Sitze, Navigation, Fazit

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Wer nicht nachlädt, den Speicher also nur über die Rekuperation nutzt, muss mit einem Spritverbrauch ab 6,4 Litern aufwärts rechnen – unter diesen Wert kamen wir im Test nicht. Wer nicht bewusst darauf achtet, dürfte eher bei 7,5 Litern plus X landen. Plug-in-Hybride sind erfolgreich, weil sie gefördert werden und sich gerade im E-Modus angenehm fahren – und nicht, weil sie effizient mit Fahrenergie umgehen. Opel ist damit nicht allein, sondern vielmehr mittendrin.

Zwei Vorteile bleiben allerdings: Zum einen wird beim Geschwindigkeitsabbau nicht einfach nur Wärme und Staub erzeugt, sondern mithilfe der Rekuperation Strom zur Unterstützung des nächsten Beschleunigungsvorgangs gespeichert. Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass ein PHEV niedrigschwellig Lust auf das elektrische Fahren macht. Denn der E-Modus ist auch in diesem SUV der angenehmste. Dabei ist Opel die Einbindung des Benziners gut gelungen. Der wird nämlich vergleichsweise weich und damit harmonisch eingeblendet – zumindest so lange der Fahrer nicht urplötzlich das komplette Beschleunigungsvermögen abruft. Dann meldet sich der Vierzylinder recht vernehmlich mit hohen Drehzahlen. Dennoch ist der Grandland mit dem kleinen Hybridantrieb insgesamt harmonisch bestückt, was das Fahren angeht.

Opel Grandland Hybrid innen (9 Bilder)

Nach der Überarbeitung im vergangenen Jahr wirkt der Grandland innen moderner als bisher.
(Bild: Florian Pillau)

Zu insgesamt positiven Eindruck trägt auch der Rest des Fahrzeugs bei. Die Sitze mit dem Label "Aktion Gesunder Rücken" sind in fast jeder Ausstattungslinie lieferbar oder sogar serienmäßig. Wir empfehlen sie nachdrücklich, denn viel bequemer kann man in dieser Klasse nicht sitzen. Der Verstellbereich an sich ist ungewöhnlich groß. Überdenken könnte Opel die Entscheidung, eine Sitzheizung diesseits des Topmodells nur einem 750 Euro teuren Paket anzubieten. In einem Auto, das sich auch an Familien wendet, wünsche ich mir zudem eine leichtere Erreichbarkeit der Isofix-Haken zur Befestigung von Kindersitzen. Opel löst das hier besser als im aktuellen Corsa, komplett überzeugend finde ich es aber noch nicht.

Erwartungsgemäß großzügig fällt das Raumangebot insgesamt aus. Der Grandland bietet für eine Familie ausreichend Platz, mit einer Einschränkung: Mit 390 Litern ist der Kofferraum im Hybrid rund 100 Liter kleiner als im Grandland mit Verbrenner und Notrad. Das ist spürbar weniger, als ein Gepäckabteil vom VW Tiguan eHybrid bietet, der ähnliche Außenmaße hat.

Die grundlegende Bedienung gelingt intuitiv, doch ein paar Rätsel gibt Opel den Grandland-Fahrern dann doch noch mit auf den Weg. Ein fehlsichtiger Regensensor, der die Wischer manchmal erst in Bewegung setzt, wenn gewissermaßen nichts mehr zu sehen ist, zählt sicher dazu. Ein Spurhalteassistent, der mit seiner mangelnden Spurerkennung mehr irritiert als hilft, ebenfalls. Das Beste an ihm ist der Umstand, dass er sich dauerhaft abschalten lässt. Welchen Nutzen der als Idee an sich verlockende Nachtsichtassistent hat, wenn er manche Menschen eben nicht sichtbar macht, blieb unter anderem meinem Kollegen Christian verborgen. Sein Ratschlag: Nutzen Sie die 1000 Euro Aufpreis für diesen Assistenten lieber für etwas anderes. Er bemängelte auch, dass die Verkehrsschilderkennung innerorts zwischen zehn und 130 km/h vorschlug, die tatsächlich erlaubten 50 km/h aber eher selten.

In den Hybridmodellen ist die große Ausbaustufe des Navigationssystems serienmäßig. Doch die gedankenlos verstreuten Einstellungsoptionen nerven. Und warum ein erheblicher Teil des Bildschirms für die dauerhafte Einblendung der eingestellten Innenraumtemperatur verschwendet wird, weiß vermutlich auch bei Opel keiner so ganz genau, zumal das im Klimabedienteil auch angezeigt wird. Android Auto und Apple CarPlay sind serienmäßig, lassen sich allerdings nur über ein Kabel einbinden.

Die Verbindung zur App klappte im Testwagen erst nach einem Update des Infotainmentsystems. Dafür muss auf der Webseite von Opel ein Programm auf den PC heruntergeladen und ein USB-Stick mit mindestens 16 Gbyte und eigenständiger Formatierung bereitgestellt werden. Während des Updates muss man den Motor laufen lassen, gleichzeitig wird empfohlen, das Auto nicht zu fahren. Dank des E-Modus wurde währenddessen niemand mit Lärm und Abgas belästigt. Im konkreten Fall war dieses Update rund 7,4 Gbyte mächtig und nach rund 20 Minuten installiert. Irritierend ist der Umstand, dass es keinen Versionsabgleich zu geben scheint: Das System weist den Fahrer nicht darauf hin, dass die installierte Version identisch mit dem Update auf dem Stick ist. Stattdessen wird die Installation erneut angestoßen.

Opel Grandland Hybrid (12 Bilder)

Groß, bequem, weit zu verstellen: Die Sitze haben allen in der Redaktion gut gefallen.

(Bild: Florian Pillau)

Nochmals deutlich größer war mit 17 Gbyte die Aktualisierung des Kartenmaterials. Ich hatte die leise Hoffnung, dass sich mit beiden Updates möglicherweise etwas an der eigenwilligen Routenführung verbessert, doch das war nicht der Fall. Für den wohlbekannten Weg zwischen Haus und Büro wurden mir recht seltsame Vorschläge unterbreitet. Wäre ich ihnen gefolgt, wäre ich nicht nur länger unterwegs gewesen, sondern auch weiter gefahren.

Der mit einer angenehmen Fahrwerksabstimmung und großzügigen Platzverhältnissen versehene Opel Grandland ist in seiner Klasse nach wie vor kein schlechtes Angebot. Mit dem schwächeren von zwei Plug-in-Hybriden ist man bereits sehr gut bedient, was die Fahrleistungen angeht. Das SUV fährt sich insbesondere im E-Modus harmonisch. Wie bei so vielen Plug-in-Hybriden ist der Verbrauch insgesamt aber zu hoch. Bei streckenweise deutlich mehr als 30 kWh/100 km bei zurückhaltender Fahrweise, ist der ökonomische Ansatz, die elektrischen Möglichkeiten tatsächlich oft zu nutzen, viel zu gering.

Die Überarbeitung im vergangenen Jahr lässt den Innenraum moderner erscheinen, doch die Unterhaltungselektronik hat keinen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Hier bieten einige Konkurrenten ein höheres Arbeitstempo, eine intuitivere Bedienung und eine verständigere Sprachsteuerung. Das trübt ein wenig den an sich positiven Gesamteindruck des Grandland Hybrid. Wenigstens kostet das System keinen Aufpreis.

Vor Abzug der Förderung kostet er derzeit mindestens 44.290 Euro (Ausstattung "Business Edition"), der Aufpreis für die nochmals erheblich besser ausstaffierten Varianten ist fair kalkuliert. Wer den Grandland Hybrid mit 221 kW bevorzugt, muss je nach Ausstattungslinie zwischen 6000 und 7000 Euro drauflegen. Dafür gibt es nochmals bessere Fahrleistungen und einen geschmeidigeren Elektromodus.

Überführung und Fahrenergie wurden von Verlag und Autor bezahlt.