"Vernünftige Maschinen"? Empfehlungen zur Motorrad-Grundversorgung

Seite 2: Vernünftige Maschinen

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Es ist ein Trugschluss, dass man auf Landstraßen mit höherer Leistung schneller ist. Aprilias Superbike RSV4 leistet eindrucksvolle 217 PS, kann davon im öffentlichen Straßenverkehr aber nur einen Bruchteil einsetzen.

(Bild: Aprilia)

Deshalb nahmen die Aprilia-Entwickler dem Motor quasi eine Zylinderbank weg und bauten einen 100 PS starken 659-cm3-Reihenzweizylinder. In der RS 660 dreht er rasant bis zur Nennleistung bei 10.500/min, hat jedoch mit 67 Nm bei 8500/min schon erstaunlich viel Druck in der Drehzahlmitte. Genau das macht die nur 183 kg leichte RS 660 so unfassbar schnell im Kurvengeschlängel.

Aprilia hat sie mit 1370 mm Radstand ganz auf Handlichkeit getrimmt, ohne ihre Stabilität zu vernachlässigen – selbst bei Tempo 230 läuft sie noch stur geradeaus. Ihre schlanke Optik trifft exakt den Nerv der Sportfahrer. 11.599 Euro klingen im ersten Moment nicht ganz billig, aber die RS 660 verfügt serienmäßig über eine Upside-down-Gabel, Brembo-Bremsen, Quickshifter, fünf Fahrmodi, Kurven-ABS, LED-Licht und TFT-Display

Triumph hat 2024 endlich wieder eine Daytona auf den Markt gebracht und setzt dabei weiterhin auf einen Dreizylinder. Doch die Entwickler haben nicht etwa nur eine Vollverkleidung an die bekannte Trident 660 geschraubt, die Daytona 660 ist fast eine komplette Neuentwicklung.

(Bild: Triumph)

Der 660-cm3-Dreizylinder leistet mit 95 PS eindrucksvolle 14 PS mehr und bringt mit 69 Nm auch zusätzliche 9 Nm auf die Kurbelwelle. Dafür waren umfangreiche Überarbeitungen im Motor notwendig. Der Rahmen besitzt eine geänderte Geometrie und Festsattelbremszangen. Sie kommt mit vollem 14-Liter-Tank auf 201 kg Gewicht und fährt mit 1425 mm Radstand herrlich handlich.

Der Dreizylinder baut schon früh Druck auf, so dass sie gar nicht hochgedreht werden muss, um schnell zu sein. Die Sitzposition geriet für einen Sportler moderat, dank relativ hoher Lenkerstummel und 810 mm Sitzhöhe. Das Cockpit ist eine Mischung aus TFT- und LC-Display, zudem verfügt sie rundum über LED-Licht. Den schicken Sportler aus England gibt es schon für 9795 Euro.

Für viele gehört in ein Sportmotorrad ein Reihenvierzylinder. Den bietet Honda mit der CBR 650 R. Ihr bewährter Vierzylinder mit 649 cm3 Hubraum leistet 95 PS bei 12.000/min und ist ein Ausbund an Laufkultur. Der Kurzhuber kann rasant hochdrehen, hat aber auch in der Drehzahlmitte schon genügen Power, um flott über die Landstraßen zu surfen. Die CBR 650 R hat wohl einen Nerv getroffen, denn letztes Jahr belegte sie mit 1991 Neuzulassungen einen sensationellen siebten Platz in Deutschland.

(Bild: Honda)

Es kommt noch besser: Für 2014 wurde sie überarbeitet und bekam ein noch schnittigeres Design. Mit 209 kg ist sie zwar nicht die leichteste ihrer Klasse, das beeinträchtigt ihre Handlichkeit aber keineswegs. Auf 810 mm Sitzhöhe passen die allermeisten, die Lenkerstummel sind zudem recht hoch positioniert, so dass die Sitzposition nicht zu extrem ausfällt. Die CBR 650 R ist mit 197 km/h angegeben, wobei ihre Vollverkleidung recht gut vor dem Fahrtwind schützt. Honda erwartet 9800 Euro für seinen beliebten Sportler, was ihn zu einem noch attraktiveren Angebot macht.

BMW hat mit der F 900 XR fraglos einen hervorragenden Sporttourer im Programm. Sie wirkt hochbeinig und mit 170 bzw. 172 mm Federwegen ist sie es auch, aber bietet dank 17-Zoll-Räder beste Fahreigenschaften und viel Komfort. Besonders ihre entspannte Sitzposition mit lockerem Kniewinkel und dem Lenker in angenehmer Höhe trägt zur Fahrfreude bei. Ihre Sitzhöhe befindet sich mit 825 mm auch für kleinere Fahrer im akzeptablen Bereich.

(Bild: Florian Pillau)

Der 895 cm3 große Reihenzweizylinder entwickelt schon früh verwertbare Leistung und erreicht den Zenit von 105 PS bei 8500/min. Hohe Drehzahlen sind nicht ganz so sein Ding, aber das braucht es bei einem Sporttourer auch nicht. Seine 92 Nm bei 6500/min drücken ordentlich an und wenn es sein muss, rennt die F 900 XR 216 km/h. Bei 15,5 Liter Tankinhalt schafft die BMW eine theoretische Reichweite von 369 km, was für Tourenfahrer gerade noch so in Ordnung geht.

Doch die F 900 XR besitzt durchaus auch sportliches Talent, wer will kann es auf kurviger Strecke richtig krachen lassen. Ihr Preis startet bei 12.100 Euro und BMW hält im Zubehör wie gewohnt reichlich Extras parat, die meisten Käufer dürften zumindest Koffer und Gepäckbrücke dazu ordern.

Yamahas Dreizylindermotor CP3 ist ein Gedicht, durchzugsstark und drehfreudig beherrscht er alle Fahrzustände von Sport bis Tour und kann auch in der Tracer 9 begeistern. Mit 119 PS bei 10.000/min und 93 Nm bei 7000/min hält der 890-cm3-Motor stets genügend Leistung parat, um schaltfaul zu cruisen oder flott Kurven zu nehmen.

(Bild: Yamaha)

Dazu bietet die Tracer 9 einen sehr komfortablen Sitz und ermöglicht eine aufrechte Körperhaltung. Das einstellbare Windschild hält zudem auch bei den maximal möglichen 218 km/h den Druck vom Fahrer fern. Ein breiter Lenker und ein vorzüglich abgestimmtes Fahrwerk machen die Beherrschung des Sporttourers einfach. Es gibt sie zwar auch als GT-Version mit semiaktivem Fahrwerk, das aber nicht zwingend nötig ist.

Die theoretische Reichweite beläuft sich dank eines 18,7-Liter-Tanks auf beachtlich 400 km. Die Tracer 9 ist serienmäßig mit schräglagensensitiven, elektronischen Fahrassistenzsystemen und drei Fahrmodi ausgestattet. Außerdem ermöglichen ihre Aufhängungspunkte das blitzschnelle Einhängen von Koffern aus dem Zubehör. 12.399 Euro sind zwar nicht wirklich billig, aber in Anbetracht des gebotenen Gegenwerts jeden Cent wert.

Triumphs Geheimwaffe für Sporttourer lautet Tiger Sport 660. Ihre 81 PS bei 10.250/min aus 660 cm3 mögen erst einmal nicht gewaltig klingen – Tourenfahrer mögen ja eher viel Hubraum –, aber die quirlige Engländerin wiegt nur 206 kg vollgetankt und erstaunt mit einem leichtfüßigen Handling und dennoch viel Komfort.

(Bild: Yamaha)

Was neben der bequemen Sitzbank vor allem an ihrem gelungen abgestimmten Fahrwerk und dem brillanten Dreizylindermotor liegt. Über den breiten Lenker lässt sie sich spielerisch in Schräglage bringen, selbst mit Sozia und Gepäck. Dazu gesellt sich ein attraktives Design mit den "Tigeraugen"-Scheinwerfern, natürlich mit LEDs bestückt.

Der Windschild lässt sich sogar während der Fahrt mit einer Hand in der Höhe verstellen und bietet erstaunlich guten Schutz. Die Mittelklasse-Triumph rennt auf der Autobahn fast 200 km/h, was wohl völlig ausreichen dürfte. Im Schnitt gönnt sich der Dreizylinder 4,5 Liter Sprit, und ermöglicht ihr eine Reichweite von knapp 400 km. Die Tiger Sport 660 startet bei 9245 Euro und wird in fünf verschiedenen Lackierungen angeboten.

Cruiser mögen zwar nicht mehr sonderlich angesagt sein, aber die Honda CMX 500 Rebel ist die Ausnahme der Regel: Sie wurde letztes Jahr bei uns über 2000-mal verkauft und lag damit auf Platz sechs der Zulassungsstatistik.

(Bild: Honda)

Der Einsteiger-Cruiser wird vom bewährten 471-cm3-Reihenzweizylindermotor der CB 500 befeuert und bringt es auf die im Führerschein A2 zulässigen 48 PS. Die Honda sieht schick aus und macht beim Flanieren auf dem Boulevard was her. Wichtiger, dass sie mit nur 690 mm Sitzhöhe Kurzgewachsenen entgegenkommt und auch ihre 192 kg Leergewicht niemanden überfordern. Dabei ist die CMX 500 Rebel für einen Cruiser fast schon als handlich zu bezeichnen, zumal Honda es mit dem Radstand von 1490 mm nicht übertrieb.

Der 500er-Motor bietet einen angenehmen Antrieb, wenn auch keine gesteigerte Dynamik. Immerhin sprintet sie aus dem Stand in 6,2 Sekunden auf 100 km/h. Einer der Hauptgründe für den Verkaufserfolg ist sicher der Preis von 7190 Euro.

Die Vulcan S von Kawasaki hat schon lange eine treue Fangemeinschaft. Der 649 cm3 große Reihenzweizylinder stammt aus dem Bestseller Z 650, hat im Cruiser allerdings weniger Spitzenleistung. Die Vulcan[ ]S bringt es auf 61 PS bei 7500/min für einen etwas verbesserten Drehmomentverlauf. Die tiefe Sitzmulde und der hoch gekröpfte Lenker sind stilbildend mit einem immerhin 160 mm breiten Hinterrad.

(Bild: Kawasaki)

Die Telegabel liegt flach und der Radstand beträgt lange 1575 mm, wie es von einem Cruiser erwartet wird. Als besonderen Gag hält Kawasaki Fußrasten parat, die in der Längsrichtung um 25 mm verstellt werden können. Mit 229 kg gehört sie bei den Cruisern noch zu den leichteren Vertretern und stellt keinen Fahrer vor Probleme. Es gibt die Vulcan S in drei Lackierungen, alle dunkel gehalten. 8345 Euro sind ein interessantes Angebot für einen schon recht erwachsen aussehenden Cruiser.

Ein gediegener Cruiser aus Indien hätte noch vor wenigen Jahren in Europa keine Chance gehabt, aber die Super Meteor 650 von Royal Enfield liefert einen stilsicheren Auftritt ab. Auch wenn der 648-cm3-Reihenzweizylinder bereits aus der Interceptor 650 bekannt ist, betrieben die Entwickler viel Aufwand und bauten einen neuen Rahmen. Entsprechend wuchs der Radstand auf adäquate 1500 mm, vorne dreht sich ein 19-Zoll- und hinten ein 16-Zoll-Rad und der tropfenförmige Tank ragt steil nach oben.

(Bild: Royal Enfield)

Ein tiefer und breiter Sitz nimmt den Biker auf und der Lenker ist hoch positioniert. Leichtbau ist nicht ihr Ding, dafür ist die Royal Enfield stabil, um auch schlechten Wegstrecken zu trotzen. Mit 52 Nm Drehmoment bei5650/min lässt sich schon was anfangen, da fallen auch die 241 kg nicht so ins Gewicht. 7890 Euro machen den Cruiser aus Indien noch sympathischer.

(fpi)