Bei den neuen Honda CBR 650 F und CB 650 F ist weniger mehr

Rückschritt nach vorne

Honda macht einen mutigen Schritt rückwärts: Die beiden neue Modelle CBR 650 F und CB 650 F leisten 15 PS weniger als ihr Vorgängerinnen. Das klingt jetzt erst einmal negativ, ist es bei näherer Betrachtung aber gar nicht

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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 22. November 2013 – Honda macht einen mutigen Schritt rückwärts. Und das ausgerechnet bei ihrer legendären CBR 600, die seit 1988 ihren festen Fankreis hat. Die beiden neue Modelle CBR 650 F und CB 650 F leisten 15 PS weniger als ihr Vorgängerinnen. Das klingt jetzt erst einmal negativ, ist es bei näherer Betrachtung aber gar nicht.

Der weltgrößte Motorradhersteller hat sich intensiv Gedanken über die Ausrichtung seiner Mittelklasse-Modelle gemacht und kam zu dem Schluss, dass die Kunden bessere Fahrbarkeit wünschen genauso wie günstigere, aber dennoch attraktive Modelle. Soweit keine Überraschung. Was dann aber im Frühjahr zu den Händlern rollen wird, dürfte für eine Belebung des stagnierenden Segments gut sein. Optisch ähnelt die neue CBR 650 F der alten CBR 600 F stark, ist aber eine komplette Neukonstruktion.

Der Motor erhielt ein Schäufelchen mehr Hubraum und wurde alltagstauglicher abgestimmt. Hatte das bisherige Modell seine 102 PS erst bei 12.000/min erreicht, stehen bei der Nachfolgerin die maximalen 87 PS eintausend Umdrehungen früher an. Jetzt kommt der eigentlich interessante Teil: Das Drehmoment blieb mit 63 Nm fast identisch – bisher waren es deren 64 –, liegt aber schon bei 8000 U/min an und nicht erst bei nervtötenden 10.500 U/min.

Entspanntes Fahrverhalten

Was sagt uns das? Vor allem, dass es auf der neuen CBR 650 F entspannter zugeht. Mal ehrlich: Wer fährt denn mit fünfstelligen Drehzahlen über die Landstraße? Das ist laut, stressig und unökonomisch und daher schalten wir auf so einer Drehorgel hoch, bevor wir auch nur in die Nähe der Maximalleistung kommen. Der 650er-Motor hingegen macht schon Druck im unteren und mittleren Drehzahlbereich, was wesentlich praxisorientierter ist.

Stört es die Käufer, dass die neue Mittelklasse-CBR ein paar Zehntel langsamer auf Tempo 100 sprintet und einige km/h an Topspeed einbüßt? Wohl kaum! Das sind theoretische Werte, die vielleicht für die Rennstreckenjünger von Interesse sind, aber nicht für das Gros der CBR-650-Kunden. Sie werden den satteren Durchzug, das verbesserte Handling und den günstigeren Verbrauch – Honda gibt eine Reichweite von 350 km an – zu schätzen wissen.

Aus eins mach zwei

Solche Tugenden machen sich erst recht gut in der unverkleidete CB 650 F. Wobei ihre Optik die technischen Qualitäten fast schon in den Hintergrund treten lässt: Ein bildhübsches Naked Bike. Sie tritt die Nachfolge der CB 600 F Hornet an, auch wenn sie deren Beinamen nicht mehr tragen wird. Ihre ausgewogenen Proportionen, der schlanke Tank, das kurze Heck, die massive Schwinge und vor allem die vier verchromten Auspuffkrümmer mit dem knackigen, kleinen Endtopf prägen ihre Erscheinung. Keine Wasserschläuche trüben den Blick auf den Vierzylinder, selbst der Kühler wurde harmonisch ins Gesamtbild integriert.