VW ID.3: Facelift bringt feineren Innenraum und neue Software

Die Überarbeitung des VW ID.3 soll das Elektroauto innen weniger billig erscheinen lassen. Zudem verspricht VW Fortschritte bei der Software.

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VW ID.3 Facelift

(Bild: VW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
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Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Von außen bemerken nur Kenner die Überarbeitung des VW ID.3. Das ehemals schwarze Element an der Front vor der Windschutzscheibe ist jetzt in Wagenfarbe lackiert, zum Beispiel im neuen Farbton Dark Olive Green. Der Namensschriftzug am Heck ist in Weiß gehalten. Die Stoßfänger vorne und hinten wurden optimiert, was zu einem Luftwiderstandsbeiwert von cW 0,263 führt. Den Preis von mindestens 43.995 Euro verlangt Volkswagen bereits seit Dezember: Wer seitdem bestellt hat, bekommt ab dem vierten Quartal dieses Jahres den frischen ID.3 in die Hände. Die eigentliche Verbesserung aber findet im Innenraum statt. Das billig wirkende Interieur soll durch neue Materialien aufgewertet sein – natürlich tierfrei, wie Volkswagen betont.

Zu Beginn und wegen der Vollständigkeit sollen trotzdem die technischen Daten genannt werden: Es gibt wie gehabt zwei Batteriegrößen mit einem Netto-Energieinhalt von 58 beziehungsweise 77 kWh. Eine dritte, kleinere Traktionsbatterie ist angekündigt. Vielleicht kommt hier erstmals bei Volkswagen die preisgünstige LFP-Zellchemie mit Lithium-Eisenphosphat zum Einsatz.

Die Ladezeit der 58-kWh-Traktionsbatterie von fünf auf 80 Prozent beträgt 35 Minuten, beim 77-kWh-Speicher werden 30 Minuten versprochen. Die Peakleistung an der DC-Säule liegt bei 120 kW, die große Batterie lässt sich mit bis zu 170 kW Ladeleistung auffüllen. Die mittlere C-Rate als Vergleichsgröße für die Ladegeschwindigkeit ist also konstant geblieben. Wichtig ist: Wie bei allen Herstellern sind die versprochenen Ladezeiten nur unter idealen Bedingungen zu erreichen.

Der Elektromotor in beiden Versionen leistet 150 kW, was genug für minimal 7,3 Sekunden (77 kWh: 7,9 Sekunden) bis 100 km/h ist. Die Reichweite nach dem gesetzlichen Messverfahren WLTP beträgt 426 km (77 kWh: 546 km). Die Stützlast für den Radträger hinten liegt unverändert bei 75 kg. Einen Hinweis auf eine Anhänge- oder gar Dachlast gibt Volkswagen nicht; es bleibt demnach bei jeweils null Kilogramm.

Einer der großen Kritikpunkt am bisherigen ID.3 war die kostenoptimierte Materialauswahl im Innenraum. Hier hat Volkswagen deutlich nachgezogen. Die Türverkleidungen erinnern an den baugleichen Cupra Born, die Oberflächen sind weicher. Wir wissen zwar nicht genau, wie die serienmäßige Basisinnenausstattung aussieht. Es dürfte aber keine Schwierigkeit sein, das bisherige Niveau zu übertreffen.

VW ID.3 Facelift (5 Bilder)

Eine große Schwäche des ID.3 war die Leistungsfähigkeit der Software. Wie gut die neue Variante ist, wird ein Praxistest zeigen.

Die Realität muss zeigen, wie gut die Überarbeitung der Software gelungen ist. Das System soll leistungsfähiger und drahtlos Update-fähig Over The Air (OTA) sein. Die sogenannten Slider zur Bedienung etwa der Klimaautomatik bleiben unbeleuchtet; das wird sich wie die Touchbedienung am Lenkrad erst 2024 verändern. Das Navigationssystem kann wie die 2- statt 1-Zonen-Klimatisierung nachträglich gegen Geld freigeschaltet werden ("Functions on Demand").

Batterien für Elektroautos

Serienmäßig sind dagegen der e-Routenplaner, Plug & Charge an bestimmten Schnell-Ladesäulen (zurzeit sind im Regelfall Ionity und Aral Pulse integriert) sowie die Vorbereitung für bidirektionales Laden. Die Details sind hier wichtig: Der e-Routenplaner errechnet automatisch die besten Ladestopps, falls die Reichweite zu gering ist. Von einer Vorkonditionierung der Traktionsbatterie, also dem gezielten Aufheizen oder Runterkühlen für eine optimale Ladegeschwindigkeit, ist aber keine Rede. Dieses elementare Feature fehlt weiterhin.

VW ID.3 Facelift (4 Bilder)

Volkswagen hat den ID.3 überarbeitet. Die neue Version ist ab 43.995 Euro bestellbar und wird ab dem vierten Quartal ausgeliefert. Den sogenannten Umweltbonus in Höhe von 7177 Euro erhalten dann nur noch Privatkunden. Gewerbliche Käufer profitieren weiterhin von der auf 0,25 Prozent gesenkten Pauschalsteuer.

Beim bidirektionalen Laden ist es wahrscheinlich, dass Volkswagen mit einem etablierten Systemanbieter eine Gleich- statt Wechselstromlösung für zu Hause anbieten wird. Wir rechnen Ende 2024 mit dem Verkaufsstart. Preisgünstig wird der Spaß sicher nicht, könnte aber in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage aus Effizienzperspektive Sinn ergeben.

Was den Kunden in jedem Fall bleibt, ist ein im Grundsatz konzeptionsstarkes Elektroauto. Die Plattform des Modularen Elektrifizierungs-Baukastens (MEB) mit Heckantrieb und kleinem Wendekreis (10,3 Meter) ist hervorragend. Eigentlich könnte der VW ID.3 jetzt dort angekommen sein, wo er immer sein wollte. Nur der Preis ist viel zu hoch. Damit unterscheidet sich der ID.3 leider nicht im Geringsten von Konkurrenten wie dem Renault Megane E-Tech (Test) oder dem Kia Niro EV (Test). Die Elektroautos im Kompaktsegment müssen viel billiger werden. Oder die chinesischen Hersteller füllen diese Lücke: Ein mit dem ID.3 vergleichbarer MG4 electric kostet selbst in der höchsten Ausstattung Luxury 37.990 Euro.

(mfz)