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Elektroauto BMW Vision Neue Klasse: Schneller laden, weiter fahren

BMW zeigt mit seiner Studie Vision Neue Klasse, was die nächste Generation von Elektroautos der Marke auszeichnen soll.

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BMW Vision Neue Klasse
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

BMW sei "der Zukunft zwei Schritte voraus", so behauptet es der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse. Als Nachweis für diese ebenso gewagte wie selbstbewusste Aussage präsentiert die Marke auf der IAA die Vision "Neue Klasse". Die Studie ist nicht das Serienmodell, das 2025 kommt. Vielmehr gibt die Vision "Neue Klasse" mit mehreren Elementen einen Ausblick auf das, was BMW vorhat – und das ist auch nach dem Herausfiltern der branchenüblichen Werbesprache eine Menge.

Der Begriff "Neue Klasse" steht für einen epochalen Erfolg von BMW: Zu Beginn der 1960er-Jahre begann mit den Baureihen 1500-2000 der Siegeszug der Sportlimousinen aus München. Designer war Wilhelm Hofmeister, der den nach ihm benannten Knick im hinteren Seitenfenster etablierte. Die "Neue Klasse" führte BMW aus einer prekären wirtschaftlichen Lage heraus. Dass jetzt wieder eine "Neue Klasse" kommen soll, zeigt die interne Bedeutung des Vorhabens.

BMW Vision Neue Klasse außen (4 Bilder)

BMW hat auf der IAA die Vision Neue Klasse vorgestellt. Die Studie ist keine Vorwegnahme des tatsächlichen Seriendesigns für 2025. Trotzdem gibt es einen Ausblick auf Kernelemente.Die Silhouette zeigt den so genannten Hofmeister-Knick im hinteren Seitenfenster. Der war Teil der ursprünglichen Neuen Klasse aus den 60er Jahren, die BMW damals die Existenz gerettet hat. (Bild: alle BMW Group)

Die "Neue Klasse" wird ab 2025 eine Modellfamilie. Es werden ausschließlich Elektroautos sein – anders als heute, wo BMW mit Mischplattformen arbeitet. Das Versprechen: "30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden, 25 Prozent mehr Effizienz", so Entwicklungsvorstand Frank Weber. Nehmen wir beispielhaft die Werksangaben des aktuellen i4 eDrive40 als Basis, wäre das bei der Variante mit der kleinsten Bereifung ein Fortschritt von 589 km auf 776 km bei der Reichweite, eine Verkürzung der Ladezeit (zehn auf 80 Prozent) von 31 auf 22 Minuten und eine Verbrauchssenkung von 16,1 auf 12,1 kW/100 km. Was die Ladezeit betrifft, mag das realistisch sein, bei den anderen Faktoren ist Skepsis angebracht.

BMW bestätigt in der Pressemitteilung die Abkehr von prismatischen Batteriezellen: Es wird zylindrisch. Als Zulieferer gelten EVE Energy und CATL. Der Durchmesser liegt bei 46 mm. Die Höhe variiert. Bei den Limousinen kommen 95 mm hohe Rundzellen zum Einsatz. Bei den SUVs der "Neuen Klasse" beträgt die Höhe 125 mm. Die Systemspannung soll bei 800 Volt liegen, und die Modulebene im Batteriesystem fällt weg ("Pack-to-Open-Body"). So weit, so gut. BMW betont, dass die "Zirkularität" bei der Produktion wichtiger wird. Übersetzt: Die Kreislaufwirtschaft ist ein langfristiges Ziel. Die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette werden sukzessive gesenkt, und es wird weder Leder noch Dekor-Chrom geben.

Statt Leder wird unter anderem Cord vernäht. Überhaupt finden sich mehrere Designfeatures der 1970er-Jahre in der Vision "Neue Klasse": Zum Beispiel die Sharknose, also eine Front, die nach unten vertikal eingezogen ist und oben horizontal in der Mitte spitz zuläuft. Sie war in den 1960er und 70er-Jahren typisch für BMW, man denke an die erste 6er-Reihe E24 oder den ersten 5er E12. Die Räder sind 21 Zoll groß und dürften das Maß für die späteren Serienfahrzeuge sein. Natürlich bleibt der Hofmeisterknick.

BMW Vision Neue Klasse innen (3 Bilder)

Schalter und Knöpfe werden nicht abgeschafft, aber stark reduziert. Mit Panoramic Vision gibt es eine Augmented Reality, die die ganze Windschutzscheibe als Darstellungsfläche nutzt. (Bild: alle BMW Group)

BMW hatte auf der CES in Las Vegas bereits die Idee des Bedienkonzepts vorgestellt und konkretisiert die nächste Generation des iDrive. So sollen "analoge Bedienelemente auf ein Minimum reduziert" sein. Drehräder und Knöpfe wird es also geben, nur eben nicht mehr, als BMW für sinnvoll oder notwendig erachtet.

Der Mensch am Steuer bedient das Fahrzeug über das Multifunktionslenkrad, die Sprachsteuerung und das "Central Display". Neu ist Panoramic Vision, die BMW-Interpretation der Augmented Reality: Anzeigen können über die gesamte Breite der Windschutzscheibe eingeblendet werden. Panoramic Vision ist eine Ergänzung für das serienmäßige Head-up-Display, kein Ersatz. Für BMW beginnt mit der "Neuen Klasse" eine neue Ära. Zwar kommuniziert der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse bei jeder Gelegenheit, dass man für die Märkte, in denen das erforderlich ist, am Verbrennungsmotor festhalten werde. Faktisch aber ist die Antriebswende unwiderruflich eingeleitet: Alles wird elektrisch.

(chlo)